6. und letzter Tag

10. Juni 2016,

Micky Maus im Fichtelgebirge, Hof und ein gesegneter Abschluss in der Christusbruderschaft Selbitz

Es ist mein letzter Tag, und nun sitze ich in der Christusbruderschaft in Selbitz, bevor ich dann später noch ein Gespräch mit der Priorin und dem Dekan habe. Ich schreibe aber lieber jetzt meinen Blog, da Zuhause unser Telefonat samt Internet lahm liegt. Die Gewitterfront lässt grüßen.

Heute morgen bin ich nach Schwarzenbach gefahren, wo ich mich als erstes mir meinem Vorvorgänger in der Netzwerkarbeit getroffen habe, Pfarrer Lehmann. Ein für mich wichtiger und interessanter Erfahrungsaustausch unter Kollegen, und deshalb natürlich auch top secret. Anschließend ein Treffen im Erika Fuchs Haus mit der Museumsleiterin , Frau Dr. Hentschel  und Michael Stein vom  der Regionalentwicklung des Landratsamts in Hof. Erika Fuchs - wer es noch nicht weiß - hat die Lustigen Taschenbücher von Walter Disney ins Deutsche übersetzt. Sie hat in Schwarzenbach gelebt und viele Orte im Fichtelgebirge in ihren Übersetzungen verewigt, außerdem war sie sprachschöpferisch enorm kreativ. Dieses Museum ist wieder so ein Projekt, wo man sehen kann, wie wichtig es ist, wenn einzelne Menschen eine Idee haben und den Mut sie zu realisieren. Erika Fuchs lebte schon lange in Schwarzenbach. Aber es musste erst mal jemand auf die Idee kommen, aus diesem Pfund etwas zu machen. ...

Ich bin dann über Hof - Pause - nach Selbitz gefahren, mein letzter Regenschauer inklusive, und finde es schön, hier meinen Abschluss zu machen. Es ging mir ja nicht darum eine Woche Sightseeing zu machen, sondern die Region besser kennenzulernen, aber eben mit der Überzeugung im Hintergrund, dass es Gott ist, der uns alle liebt, der ungeheuer viel Kreativität, Potentiale, ja Schätze in seine Schöpfung und in seine Menschen hineingelegt  hat, die man nur ent-decken muss. Jedenfalls glaube ich: Gott will, dass wir aus dem Bewusstsein  der Fülle leben und nicht der Resignation und Niedergeschlagenheit. Ich fühle mich jedenfalls reich beschenkt nach dieser Woche und habe viel Inspiration für meine Arbeit bekommen.

Erkenntnis des Tages: Es ist alles da, in Fülle. Mach die Augen auf, bitte Gott, dir all das zu zeigen - und mach was draus.


5. Tag

10. Juni 2016,

Ein neues Kurzentrum, Pemabrot und schon bin ich in Münchberg

What a Day!  Als ich heute morgen aufgewacht bin, hatte ich noch ein wenig Hoffnung, dass der Regen weniger wird. Nach einer halben Stunde auf dem Fahrrad war mir klar, dass dies heute eine nasse Angelegenheit werden wird. Ich kam dann rechtzeitig an der Baustelle des neuen Siebenquellkurzentrums an und habe per Handy mit Herrn Gesell vereinbart,  dass wir uns vielleicht doch erstmal im alten Zentrum am See treffen, wo die Hoffnung auf ein heißes Getränk eher da war. Dort war man auch ganz nett, gab mir ein Handtuch, und nachdem ich mich grob umgezogen hatte  trudelten langsam auch die anderen ein, die sich für heute Vormittag angekündigt hatten: Herr Lammel vom Sonntagsblatt, Herr Gewinner vom Kurier und Herr Körner, mein filmischer Begleiter. Sehr schön war, dass dann ganz spontan auch noch die beide Pfarrer von Weißenstadt dazukamen, Herr Münch und Herr Grießbach. Wir hatten ein langes und intensives Gespräch über das neue Zentrum, darüber, wie wichtig für Menschen heute Auszeiten sind, Meditation und Selbstbesinnung, und dass das Ganze in einem Zentrum  wie es in Weißenstadt entstehen soll, eine wichtige Bedeutung haben soll. Seele und Leib! Bei Herrn Gesell hat mich beeindruckt, wie wichtig ihm der christliche Glaube als Unternehmer ist, so sehr, dass eine halbe Pfarrstelle von ihm teilfinanziert wird und dadurch ein Pfarrer im Kurzentrum auch geistlich-meditative Angebote machen kann, bis hin  zu Gottesdiensten. Anschließend besuchten wir die Baustelle und waren angetan von  den vielfältigen Angeboten, die es hier bald geben wird. Ein für mich sehr ermutigender Vormittag, trotz des nassen Outfits.

Danach eine kurze Fahrt in Weißenstadt zur Firma Pema, die vor allem Vollkornbrot herstellt, z.B. auch Pumpernickel. Dort erfuhr ich von einem sehr freundlichen Herrn, Herrn Fröber, dem Geschäftsführer von Pemabrot, wie ein traditionsreiches Familienunternehmen inzwischen zu einer Weltfirma geworden ist und trotzdem mit der Region dadurch verbunden ist, dass es primär auf heimische Produkte zurückgreift, das Korn also von lokalen Landwirten bezieht und dadurch die Region unterstützt. Auch sonst werden hier viele vorbildliche Projekte unterstützt, z.B. ein inzwischen eigenständiger Verein, der sich um die Vermittlung von Grundkenntnissen der Brotherstellung  bemüht, da viele Menschen - nicht nur junge Leute - das kaum noch wissen. Außerdem gibt es eine eigene Kunsthalle und noch so manches mehr.

Anschließend habe ich das erste Mal überlegt, ob ich vor dem Regen kapitulieren soll, und vor einem etwas Angst machenden Geräusch, das von meinem Fahrrad kam und mich seit kurzem verfolgt. Kurzum: Soll ich meine Frau bitten, mich abzuholen, um die noch verbleibende Zeit meiner Tour mit dem Auto  zu absolvieren? Doch plötzlich wurde der Regen etwas weniger, der freundliche Herr von Pema hatte mir außerdem gesagt, es würde morgen besser werden, und zuguterletzt fand ich auch noch einen Mechaniker in einer Werkstatt, der auch Fahrräder repariert, das Geräusch als von einem kaputten Pedal kommend deutete und es durch ein neues ersetzte, so dass es eigentlich keinen Grund mehr gab vorzeitig aufzugeben.

So bin ich dann über den Waldstein nach Münchberg gefahren, wo ich heute nächtige. Zuerst habe ich mich hier aber noch mit Adrian Rossner getroffen, einem begnadeten und engagierten jungen Heimatforscher, der mir ein Haus gezeigt hat, das "Fachwerkhäusla",  das er mit anderen zusammen vor der Vernichtung gerettet hat, weil er der Überzeugung war, dass es alt ist, und er damit Recht behalten sollte, genau 300 Jahre alt. Nun soll das Haus alternativ genutzt werden, als ein Laden für heimische Produkte - Stichwort Genussregion - und als Tourismusinfostelle für den nördlichen Fichtelgebirgsraum. 

Erkenntnis des Tages: Auch wenn man sich am Morgen wünscht, der Tag wäre schon vorbei, nicht aufgeben, gerade an solchen Tagen kann Gott uns mit wunderbaren Erfahrungen überraschen.


4. Tag

10. Juni 2016,

Selb, ein kurzer Ausflug nach (fast) Tschechien - und auf nach Weißenstadt zum Kuren ...

Als ich heute morgen aufwachte, schien tatsächlich die Sonne in mein Zimmer, und ich hatte schon fast den Verdacht, der Sommer wäre da. Nun ja, ganz so war es nicht, aber es hat immerhin noch bis 11:30 Uhr gedauert, bevor der Regen kam.

Als erstes bin ich zu Dekan Dr. Pröbstl gegangen, der auch in unserem Netzwerk engagiert ist, bevor wir dann gemeinsam um 10:00 Uhr zum Oberbürgermeister, Herrn Pötzsch, gegangen sind (siehe Bild). Mein Eindruck: Auch in Selb geht es aufwärts, ist nach dem Zusammenbruch der Porzellanindustrie viel im Aufruch. Die Probleme sind ähnlich wie in Wunsiedel: Demographischer Wandel, zu viel Leerstand, etc. Aber man geht dem hier wie dort nicht aus dem Weg, sondern setzt beherzt und pragmatisch an, um in kleinen Schritten vorwärts zu kommen. Schön finde ich, dass es im Jahr 2023 eine länderübergreifende Gartenschau in Selb geben wird, was nicht nur für die deutsch-tschechischen Beziehungen wichtig ist, sondern auch ein Entwicklungspotential für die Region darstellt. Deutlich wurde mir außerdem, wie wichtig für Selb die Staatliche Fachschule für Produktdesign ist. Sie hat ein sehr gutes Renomée, und ihr fehlt eigentlich nur noch eines: der Ausbau zur Hochschule! Aber wer weiß, vielleicht liest jemand von der bayerischen Staatsregierung ja meinen Blog. Insgesamt ein ermutigendes Gespräch ...

Dann ging es nach Hohenberg an der Eger, wo ich relativ schnell war, sagen wir mal in 40 Minuten, und das trotz des steilen Berges, der in der Stadt auf einen wartet und erklommen werden will, bevor man die Schönheiten Hohenbergs so richtig genießen kann. Ja, liebe Leser, ich steigere mich ... Touristische Attraktionen gibt es dort übrigens einige, nicht nur die Burg und die wunderbare Porzellansammlung im Porzellanikon. Nie war ich Tschechien auf meiner Reise so nahe, und es ist natürlich auch kein Zufall, dass ich das Gespräch mit der dortigen Pfarrerin, Frau Winzer-Chamrad, suchte. Sie ist dort nicht nur für die Gemeinde zuständig, sondern auch für die deutsch-tschechischen Beziehungen insgesamt, besonders natürlöich auch für die ökumenischen Beziehungen zur Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder. Tschechien prägt auch privat ihr Leben, denn sie ist mit einem tschechischen Pfarrer verheiratet. So konnte sie uns, Herr Körner mit der Kamra war auch wieder für einen Dreh mit dabei, einiges zu diesem Thema erzählen ...

Der Regen, der kurz vor meinem Eintreffen in Hohenberg begann, hatte nach eineinhalb Stunden wieder aufgehört, so dass ich weiterfahren konnte. Ursprünglich wollte ich über Selb nach Weißenstatdt fahren, um dort zu übernachten. Nun habe ich beschlossen, für eine Nacht Zwischenstation in Bad Alexandersbad zu machen. So schobne ich nicht nur mein Reisebudget, sondern kann auch mal meine Post wieder anständig erledigen. Morgen geht es dann weiter nach Weißenstadt, wo ich mich um 10:00 Uhr mit Herrn Gesell an der Baustelle des neuen Kurzentrums treffen werde.

Erkenntnis des Tages: Auf Radwegen kommt man nicht so schnell ans Ziel wie auf der Bundesstraße, aber man sieht auch viel mehr - und außerdem sind dort die Überlebenschancen größer.


3. Tag

10. Juni 2016,

Flossenbürg, die Steinwaldallianz, und schließlich in die Stadt des weißen Goldes

Gestern die Frage einer Journalistin: "Wie sportlich sind Sie eigentlich?" Meine Antwort: "Es geht so, aber im Fahrradfahren bin ich ganz gut." Heute habe ich da meine Zweifel bekommen. Das war doch ein ziemlicher Schlauch, von Weiden über Friedenfels nach Selb.  Die Kilometer  gingen ja, aber die Berge ... Ich habe das gestern schon geahnt. Deshalb habe ich auf  die Exkursion nach Flossenbürg  und das Gespräch mit Pfarrer Sörgel verzichtet. Fiel mir allerdings schon schwer, da mir aufgrund meines Interesses am christlich-jüdischen Dialog die Gedenkstättenarbeit sehr wichtig ist, und in Flossenbürg natürlich auch Dietrich Bonhoeffer, der mir wie vielen Menschen einiges bedeutet. Nächste Woche wird es nachgeholt.

So bin ich dann direkt nach Friedenfels gefahren, wo ich mit Herrn Schmid und Herrn Erhard ein gutes Gespräch über die Arbeit der Steinwaldallianz hatte. Eine kommunale Allianz, die im Bereich von Tourismus, Biokost und manch anderen Gebieten Erstaunliches leistet und so ein schönes Beispiel für die Innovationskraft  und die Kreativität vieler Menschen in der Region ist.Nicht vergessen will ich Herrn Körner von frankonia, der immer wieder zu einem Dreh dazukommt, denn schließlich soll aus der Woche auch ein kleines Filmchen entstehen.

Dann schließlich viel Radfahren und nach einer Zeit auch genug Regen bis ich dann 14 km vor Selb doch noch auf einen schönen Radweg kam. In Selb bin ich dann nach einer schnellen Dusche und einem zehnminütigen Powernap zu Herrn Voigt  gegangen, der als Porzellandesigner arbeitet und ein Geschäft mitten in Selb hat. Es macht Spaß mit ihm zu reden, da er mit großer Begeisterung seinen Beruf ausübt und viel Verständnis für meine unprofessionellen Fragen hat. Er hat es ganz gut geschafft, mein Interesse am Porzellan zu wecken und gehört sicher zu den Leuten, die eine Garantie dafür sind, dass das weiße Gold hier eine Zukunft hat, auch wenn die Zeit der großen Zahlen vorbei ist. Ich kann jedem, der nach Selbst kommt nur empfehlen, bei ihm mal reinzuschauen, neben dem Porzellanikon, das ja sowieso zum Pflichtprogramm gehört. Übrigens: Ein Porzellandesigner macht individuelle Unikate, aber natürlich auch Spezialanfertigungen in größerer Zahl.

Erkenntnis des Tages: Man muss nicht immer alles schaffen, was man sich vorgenommen hat, und es gibt viele tolle Menschen, was ich aber schon vorher wusste. Ist trotzdem schön, es immer wieder neu zu erleben.


2. Tag

10. Juni 2016,

Vom Herz des Fichtelgebirges in die Oberpfalz

Ein langer Tag geht langsam zu Ende. Heute morgen hatte ich noch beim Frühstück ein Gespräch mit Ferdinand Reb,  das mir wieder mal neu  gezeigt hat, wie wichtig der Tourismus für die Region  ist. Wichtig auch, dass man eine Balance findet zwischen Natur und Mensch, aber auch zwischen der Entwicklung von touristischer Infrastruktur und Räumen, die bleiben sollen wie sie sind, weil gerade darin ihre Stärke liegt.

Dann weiter nach Nagel - Kräuterdorf - und nach Mehlmeisel - Wildpark. Gespräch mit dem Bürgermeister von Nagel, Theo Bauer, und seiner Frau. Sehr schön fand ich auch, dass Frau Elfriede Schneider von der Frankenpost und Frau Bischof vom Bayerischen Rundfunk mit dabei in Nagel waren. Oben am Wildpark traf ich mich dann mit Ronni Ledermüller, der ihn mit aufgezogen hat. Es entsteht bei mir der Eindruck, dass es ganz wichtig ist, dass jedes Dorf seine Spezialität hat, sein Markenzeichen. So entsteht ein interessantes und positives Bild vom Fichtelgebirge, das Menschen neugierig macht. Ein positives Image. Gut so!

Ja, und dann ging das Fahrradfahren so richtig los. Der Aufstieg zum Wildpark war schon ein gutes und intensives Training, und jetzt mal drei Stunden nur radeln. Das Naabtal entlang war wunderschön, die B 22 für die letzten 20 km war dann weniger toll, aber ich wusste nicht genau, wo der beste Radweg entlang geht. Meine Karte ist nicht ganz so ideal,  und eine App habe ich noch nicht ...

Jetzt bin ich jedenfalls in Weiden und bekam von KMD Kaiser, Frau Vorsatz und Dekan Slenczka gezeigt, dass Max Reger für Weiden eine ungeheuer große Bedeutung hat. Dieses Jahr wird sein 100. Todestag mit vielen Konzerten und anderen Veranstaltungen begangen. Für mich in vielem interessantes und spannendes Neuland. Heute Abend geht es dann noch zu Pfarrer Pauckstadt-Künkler,  um über den hier errichteten Simultankirchenradweg zu sprechen. Simultankirchenradweg sind Kirchen, die früher oder auch heute noch von evangelischen und katholischen Christen gottesdienstlich genutzt werden. Eine schöne Idee, so ein Radweg, mit anderen Inhalten auch für andere Regionen interessant. Jetzt ist es aber auch gut für heute. Morgen sind doch noch ein paar Kilometer mehr.

Erkenntnis des Tages: Es geht mehr, als man denkt, in der Regionalentwicklung und auch beim Fahrradfahren. All das hat auch viel mit Vertrauen zu tun.