Tag 2

„Von Bank zu Bank“ – sechs Tage zu Fuß und per Rad unterwegs im nordöstlichen Bayern

2. Tag

Fröhlich, aber innerlich ein wenig gestresst, bin ich aufgewacht: Mir wurde nämlich bewusst, dass ich mir für diesen Tag einiges vorgenommen hatte, wobei ich teilweise gar nicht recht wusste, wie ich eigentlich fahren muss. Denn heute wollte ich ja auf meinen geliebten Drahtesel umsteigen. … Doch wie auch immer, ich saß als erster im Restaurant – die Bedienung war meinetwegen sogar ein wenig früher als normal gekommen – und bekam ein wunderbares Frühstück – phantastisch vor allem die wunderbaren Eier mit Speck. Recht bald stand dann auch schon der erste Gesprächspartner dieses Tages vor mir: Herr Reb, der Geschäftsführer der Tourismuszentrale Fichtelgebirge e.V. Er leistete mir noch ein wenig Gesellschaft beim Frühstück. Mit ihm wollte ich unbedingt sprechen, denn eines scheint mir für das Fichtelgebirge, ja das nordöstliche Bayern klar: Der Tourismus hat hier eine große Zukunft, ist eines der nicht zu unterschätzenden Potentiale, mit der die Region wuchern kann, ja vielleicht ist er sogar die Zukunft. Doch hören wir auf den Fachmann:

 

Dank gebührt Herrn Reb nicht nur für dieses Interview, sondern auch dafür, dass er mir erklären konnte, wie ich schnell nach Nagel komme, wo der Bürgermeister und zwei Journalistinnen auf mich warteten. Dank ihm habe ich es jedenfalls pünktlich geschafft, und dann kamen auch schon die anderen. Nagel, ein kleiner Ort, der an einem ebenfalls kleinen, aber sehr schönen See liegt, hat sich als Kräuterdorf einen Namen gemacht. Hier wachsen viele Kräuter – es gibt einen schönen Kräutergarten für Besucher –, und es gibt einige engagierte Frauen, die einem auch mit großer Begeisterung erklären können, was man aus diesen Kräutern alles machen kann, eben nicht nur bittere Medizin, sondern auch leckere Speisen und Getränke. Die Frau des Bürgermeisters hatte da auch gleich einen köstlichen Saft mitgebracht und ausgeschenkt, während ihr Mann, Theo Bauer, erklärte, wie es in Nagel dazu kam, dass der Gedanke eines Kräuterdorfes geboren und realisiert wurde. Hier ist das Gespräch:

 

Nach einem Interview mit Frau Bischof vom Bayerischen Rundfunk und Elfriede Schneider, einer Reporterin von der Frankenpost, schwang ich mich dann wieder auf mein Fahrrad und fuhr weiter nach Mehlmeisel, wo Max Körner für die erste Filmaufnahme und Herr Ledermüller für ein weiteres Interview auf mich warteten.

Eine schöne Strecke, bis dann kurz vor dem Wildpark Mehlmeisel der Anstieg kam. Ja, ich hätte es mir denken können, der Berg ist lang und steil, denn ich bin schon einmal mit dem Auto nach oben gefahren. Aber wer nimmt schon etwas vom Höhenrelief wahr, wenn er auf das Gaspedal steigen kann. Wie auch immer, Max Körner, mein Kameramann, fuhr an mir vorbei, positionierte sich hinter einer Kurve, um dann genüsslich – das unterstelle ich jetzt einfach mal – mein verkrampftes Gesicht und meine Schweißperlen mit seiner Kamera aufzunehmen. Inzwischen habe ich die Aufnahmen gesehen. Dabei hat mich wieder dieses Fremdheitsgefühl gepackt, das mich öfter packt, wenn ich mich in solchen Zuständen beobachten muss. O.k., lassen wir das für die nächste Therapiesitzung. Ich bin jedenfalls oben angekommen, und Ronald Ledermüller wartete schon auf uns: Er ist im Landratsamt Wunsiedel für den Naturpark Fichtelgebirge und einen Bereich der Regionalentwicklung zuständig, gehört aber eben auch zu denen, die den Wildpark initiiert und mit aufgezogen haben. Wie gesagt: Das war das erste Filminterview, sodass ich an dieser Stelle nur auf den Film verweisen kann, der hoffentlich bald fertig sein wird. So viel kann ich allerdings schon verraten: Luchse gibt es zwar im Wildpark, aber vermutlich nicht im Fichtelgebirge, und streunende Wölfe werden zwar alle Schaltjahre einmal gesichtet, aber keiner muss bislang davor Angst haben, dass seine kleinen Zicklein vom bösen Wolf geholt und gefressen werden. Eins steht jedenfalls fest: Im Wildpark kann man fast alles sehen, was im Fichtelgebirge kreucht und fleucht. Ein wunderbares Ziel für Familienausflüge!

Mein Vormittagsprogramm war damit um, und ich konnte nun endlich mal richtig schön und lange Fahrradfahren. Um 17:00 Uhr war der nächste Termin in Weiden geplant, und das sollte wohl auch klappen. Der erste Teil der Strecke war wunderschön, meist ging es an der Fichtelnaab entlang, später allerdings, als ich den richtigen Radweg verpasste und kurzerhand auf einer ziemlich befahrenen Bundesstraße landete, mit auch nicht gerade wenig Bergen, war meine Laune nicht mehr ganz so gut. Ich erinnerte mich ein wenig an die Fahrradtouren meiner Jugend, wo ich im Sommer mit einem Freund oft über mehrere Tage und Wochen unterwegs war, verglich den Verkehr von damals mit heute, und kam zu dem Ergebnis, dass damals zwar nicht alles besser war – Autos waren auch schon über das Oldtimerstadium hinausgekommen -, aber jedenfalls bestand damals noch keine direkte Lebensgefahr. So bleiben oft fast nur noch die Fahrradwege, die aber gottseidank immer besser ausgebaut werden, und wie gesagt: Es ist ja nicht so, dass es hier keinen gegeben hätte … Zwischen 16:00 und 17:00 Uhr war ich in Weiden, machte mich in meiner Unterkunft ein wenig frisch, um dann um 17:00 Uhr für das Gespräch mit dem dortigen Dekan bereit zu sein. Wir trafen uns im Stadtmuseum, wo uns die Museumsleiterin, Frau Vorsatz, vor allem natürlich mir, viel zu Max Reger erzählte, den berühmten Orgelvirtuosen, der einen Großteil seiner recht kurzen Lebensspanne dort verbracht hat: Hier habe ich nun auch wieder einen Originalton und schweige deshalb besser:

 

Übrigens: Für den geneigten, aber unwissenden Hörer des Interviews: Simultankirchen sind Kirchen, die lange Zeit von Katholiken und Evangelischen geleichzeitig benutzt wurden, und diese Kirchen sind nun durch einen Radweg miteinander verbunden. Darüber habe ich am Abend noch mehr erfahren, denn einer der Hauptinitiatoren dieses Radwegs, Pfarrer Hans-Peter Pauckstadt-Künkler hat mich nach Hause eingeladen, um sich über dieses Projekt ein wenig auszutauschen. Ich war beeindruckt, wie professionell man das angeht – es gibt sogar eine App dafür – und bin wieder mal überrascht über die Innovationsfreude und Kreativität mancher Menschen. Danach, sein Pfarrhaus war ein paar Kilometer außerhalb von Weiden gelegen, bin ich wieder in die Stadt zurückgefahren – es hat wieder mal geregnet –, und habe den Tag dann noch in einem griechischen Restaurant mit einer anständigen Portion Calamares ausklingen lassen. Nein, kein regionales Produkt, aber dennoch lecker. Und was den Blog angeht, den hatte ich schon nach meinem Weidener Interview geschrieben, so dass ich jetzt richtig entspannen konnte. Wie es ging mit dem Blog? Tatsächlich schon viel besser als gestern.

Weiter zu Tag 3

Interview mit Ferdinand Reb

Rauf nach Mehlmeisel ...

 

Weiden:

Gespräch mit Dekan Slenczka und Frau Vorsatz (Leiterin Stadtmuseum)